Aktionen zum Tag ohne Bundeswehr 2020

Wegen der Corona-Krise musste das Militär bereits 2020 seinen jährlichen „Tag der Bundeswehr“ auf zwei Stunden Propaganda-Show bei Youtube beschränken. Gleichzeitig eigneten sich Adbusting-Gruppen in fünf Städten unerlaubt Werbeflächen an. Diese füllten sie mit satirischen Adbusting-Postern voller Kritik am Militär. Es liegen Berichte zu Adbusting-Aktionen am Tag ohne Bundeswehr aus folgenden Städten vor:

Berlin: „Und dann gibt’s die Bundeswehr nur noch im Museum“

In Berlin zog die Gruppe „ausgedient“ mit über 30 Postern eine Schneise der Kritik quer durch die Innenstadt. Vom Alex über unter den Linden, am Brandenburger Tor, dem Bundestag, dem Hauptbahnhof und an der Siegessäule vorbei bis zum Breitscheitplatz in der City-West kritisierten imitierte Bundeswehr-Poster das Militär. Ein Slogan lautet „Bei uns kannst Du auch ohne Corona sterben.“ Ein weiteres Poster sieht aus wie eine Stellenanzeige: „Vorbildung: Naziprepper. Sexist. Gewaltaffin. (Mehrfachnennungen erwünscht). „Weitere Poster verkünden „Und dann gibt’s die Bundeswehr nur noch im Museum“, „Kasernen zu Kinos, Kneipen, Krankenhäusern“ oder „Augenhöhe statt Ausbeutung. Kooperation statt Krieg.“ Was die Aktivist*innen von der Bundeswehr-Werbung halten, teilen sie auch mit: „Kriegspropaganda zu Klopapier.“

Die Bilder aus Berlin:
https://de.indymedia.org/node/88463

Die taz berichtete:
https://taz.de/Repression-gegen-Adbusting/!5693667/

Dresden: „Gehorchen. Foltern. Töten. Sterben“ vor der Offiziersschule

Aus Dresden berichtet das „Ministerium für Kontextveränderung, plakative Fußnoten und Werbekorrektur“ von künstlerisch aufwendig gestalteten Postern mit Kritik an der Bundeswehr in Werbevitrinen. „#Adbusting zum #TagderBundeswehr: Statt der üblichen Kriegspropaganda wird die Öffentlichkeit mit Kritik an der #Bundeswehr konfrontiert. Schön auch, dass die Poster in unmittelbarer Nähe zur Offiziersschule in #Dresden hängen.“ Auf den von der Gruppe dokumentierten Postern heißt es vor der Abbildung einer Soldat*in: „Gehorchen. Foltern. Töten. Sterben“, „Konflikte befeuern. Leben zerstören“ und „Machtverhältnisse gewaltsam aufrecht erhalten.“

Die Bilder aus Dresden:
https://twitter.com/KopfMf/status/1271824597873242112

Freiburg: „FFP-2 statt G36“

Um in Freiburg im Breisgau den Tag ohne Bundeswehr gebührend zu begehen, hat die Gruppe „Baden ohne Bundeswehr (BoB)“ verhunzte Bundeswehrplakate in ganz Freiburg in offizielle Werbekästen gehängt. Die Sprecherin von BoB, Magda I. fasst das so zusammen: „Eine Welt ohne Militär ist eine bessere Welt und diese Erkenntnis hängt jetzt überall in der Stadt.“ Die Kommunikationsguerilla kaperter prominente Altstadtmotive wie Martinstor und Schloßberg. Thematisch passend wurden Poster aber auch vor markante Orte gehängt, beispielsweise „Mayo statt Major“ vor eine beliebte Fressmeile, „Krankenhäuser statt Kasernen“ und „FFP-2 statt G-36“ vor das Uniklinikum oder „Militanz statt Militärs“ vor die Innenstadtwache der Polizei.

Bilder von den Adbustings aus Freiburg gibt’s hier:
https://de.indymedia.org/node/88344

Das Radio Dreyecksland berichtete:
https://rdl.de/beitrag/aktionsb-ndnis-gestaltet-werbefl-chen-freiburg-um

Ein Traditionsverband ärgerte sich:
https://www.facebook.com/permalink.php?id=1421426601517284&story_fbid=2662948527365079

Und die Antifa freuts:
https://autonome-antifa.org/?breve7527

Hildesheim: „Militanz statt Militär“

In Hildesheim bestückte der „Militante Aufräum Dienst (MAD)“ die Innenstadt mit selbstgemachten Postern, deren Design sich an die Gestaltung der Werbeplakate der Bundeswehr anlehnt. Die Botschaft der Gruppe: „Wir hängen Plakate auf, die Militarisierung, Männlichkeitskult und Autoritarismus kritisieren. Wir fordern, dass der „Tag ohne Bundeswehr“ zur Regel wird. Wir wollen zeigen, dass alternative Nutzungen für militärische Immobilien existieren. Militärische Güter für nichtkommerzielle und zivile Zwecke zu nutzen, ist möglich. Wir begrüßen es sehr, dass Hildesheim keine Garnisonsstadt mehr ist und fordern vollständige Entmilitarisierung Deutschlands.“

Die Bilder aus Hildesheim:
https://de.indymedia.org/node/88327

Zeitungsbericht aus Hildesheim:
https://www.hildesheimer-allgemeine.de/meldung/gruppe-tauscht-plakate-an-hildesheimer-bushaltestellen-aus.html

Und die Hildesheimer Polizei lies sich ernsthaft dazu hinreisen, nach Menschen in Warnwesten zu fahnden:
https://hildesheimer-presse.de/2020/06/19/zeugenaufruf-nach-beschaedigungen-an-bushaltestellen/

Immer Tag ohne Bundeswehr?

„So könnte es jedes Jahr sein!“ freut sich Carsten Masch-Meyer, Sprecher*in der antimilitaristischen Kommunikationsguerilla „ausgedient.“ „Das Militär bespielt im Internet lediglich ihre eigene Filterbubble, und muss selbst dort Stellung zu den aktuellen Nazi-Skandalen im KSK und bei den Reservist*innen nehmen. Derweil wird am Tag ohne Bundeswehr der Protest gegen die Bundeswehr in den Innenstädten sichtbar.“